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Nach vier Jahren Abstinenz fand am 8. März 2024 im Österreichischen Kulturforum Budapest erneut der Österreichtag des Bundes Ungarndeutscher Schulvereine (BUSCH) statt. Es war zugleich das zehnjährige Jubiläum der Weiterbildungsveranstaltung für ungarndeutsche Deutschlehrerinnen und -lehrer. Unter dem Motto Medien im Deutscherwerb und in der Sprachvertiefung bot die Tagung ein abwechslungsreiches Programm für die Teilnehmenden.
Zu Beginn wurde dem 2022 verstorbenen Dr. Heinz Bernart von Austria Literatur gedacht, da er zeit seines Lebens als wichtige Triebfeder für den Österreichtag fungierte. Die erste Referentin des Tages war die Radiojournalistin Ute Maurnböck-Mosser. Anhand von Audiobeispielen verdeutlichte sie, wie das Medium Radio zum Erlernen der deutschen Sprache genutzt werden kann. Dabei sprach sie auch über die Kunst des Zuhörens und ihre Arbeit beim Radiosender Ö1. Im Anschluss informierte Barbara Westermeyer in einem interaktiven Vortrag über Digitale Medien als Bereicherung für das Deutschlernen.
Den Höhepunkt des Österreichtages bildete die Verleihung des Dr.-Karl-Vargha-Preises. Weil der Preis seit vier Jahren nicht vergeben wurde, beschloss der BUSCH-Vorstand, heuer zwei Personen auszuzeichnen. Klára Mátra-Mester erhielt den Dr.-Karl-Vargha-Preis für ihre langjährige und unermüdliche Tätigkeit im Bereich der Pflege und Weitergabe des ungarndeutschen Kulturerbes. Die in Elek geborene Pädagogin zeigte sich ob der Ehrung sichtlich gerührt und betonte, ihre mannigfaltigen Aktivitäten im pädagogischen und kulturellen Bereich stets aus Freude an der Sache gemacht zu haben.
Maria Arnold aus Herend wurde in Anerkennung ihrer hervorragenden Arbeit im Schulvereinsleben, ihrer kontinuierlichen und engagierten Leistungen in den Bereichen Unterricht und Ortskunde sowie Sammlung, Pflege und Weitergabe des ungarndeutschen Kulturerbes mit dem Dr.-Karl-Vargha-Preis ausgezeichnet.
Die ungarndeutsche Autorin aus Nadasch, Christina Arnold, berichtete darüber, mit welchen Methoden sie bei ihren Lesungen in Grundschulen und Sommercamps die ungarndeutsche Literatur den Kindern schmackhaft macht.
Mit einem Vortrag von Erika Lehoczky-Gál vom Österreich-Institut, welches die Veranstaltung mitorganisierte, endete ein gelungener 10. BUSCH-Österreichtag.
Moritz Gigas/Neue Zeitung
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Foto: Ludwig Grund/zentrum.hu
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Dr.-Karl-Vargha-Preis
Die Laudationen:
Der Bund Ungarndeutscher Schulvereine verleiht 2024 Klára Mátra-Mester in Anerkennung ihrer langjährigen und unermüdlichen Tätigkeit im Bereich Pflege und Weitergabe des ungarndeutschen Kulturerbes den Dr.-Karl-Vargha-Preis.
Klára Mátra-Mester ist am 30. Dezember 1949 in Elek, im Komitat Bekesch geboren, sie stammt aus einer ungarndeutschen Familie. Ihr Vater, Dr. György Mester (geb. noch als Mahler), und ihre Mutter waren bekannte und beliebte Pädagogen in Elek. Die Liebe zur deutschen Sprache hat Klára von zu Hause mitgebracht.
Sie studierte Germanistik und Hungaristik an der József Attila Universität in Szegedin und erwarb ihr Diplom im Jahre 1973. Zunächst unterrichtete sie in der Grundschule in Szob, dann war sie jahrelang als Hochschullehrerin an der Hochschule für Außenhandel tätig. Von 1978 bis 2011 unterrichtete Klára Mátra-Mester Spezialklassen am József Eötvös Gymnasium in Budapest und als Mentoren-Lehrerin war ihre methodische Beratung sehr erfolgreich. Zahlreiche Schüler und Studenten, die ihr Praktikum bei ihr machten, wurden Deutschlehrer – wie z.B. Dr. Katalin Gajdos-Frank, Direktorin des Jakob Bleyer Heimatmuseums in Wudersch.
Zur Zeit der Wende war Klára Mátra-Mester als Multiplikatorin besonders aktiv, in erster Linie auf dem Gebiet der Umschulung der Russisch-Lehrer. Sie unterrichtete auch Methodik an der Péter Pázmány Universität, ihre kreativen Ratschläge und Informationen waren sehr nützlich und inspirierend.
Sie bildete sich unermüdlich und ständig weiter. Sie nahm an der Mentoren-Lehrer-Bildung an der ELTE bzw. an der Multiplikator- und Moderator-Fortbildung am Goethe-Institut teil, sie wurde Expertin für die Begabtenförderung an der KLTE, und sie wurde auch Sachberaterin für die Ausarbeitung der zweistufigen Matura in Deutsch.
In ihrem Heimatdorf ist Klára Mátra-Mester Mitglied des Eleker Deutschen Vereins und Mitglied des Schulvereins. Zur Zeit arbeitet sie an der Veröffentlichung der Forschungen ihres Vaters mit dem Titel Jelesnapi szokások az eleki németeknél zu Deutsch „Festtagsbräuche bei den Deutschen in Elek”.
Klára Mátra-Mester erforscht die Ereignisse der 40er Jahre in Elek, so auch die Verschleppung der Ungarndeutschen in die Sowjetunion, den sog. „Malenkij Robot”. Sie organisiert oft Studienreisen für die Eleker und berichtet regelmäßig über die Eleker Veranstaltungen. Eine Reihe von ihren Artikeln ist in der Neuen Zeitung und im Deutschen Kalender erschienen.
Als Einwohnerin in Wudersch nimmt sie aktiv am Kulturleben der Ungarndeutschen teil: sie singt im Lyra-Singkreis und ist Mitglied des Deutschen Kulturvereins (Stammtisch). Seit 2014 ist Klára Mátra-Mester ein aktives Mitglied der Mannschaft des Jakob Bleyer Heimatmuseums, wo sie regelmäßig Führungen macht und Besuchergruppen empfängt. Als im Jahre 2017 „Lágerjárat”, auf Deutsch „Lagerfahrt”, eine rollende Wanderausstellung im Viehwaggon (GUPVI – GULAG) nach Wudersch kam, hielt Klára Mátra-Mester vierzig Führungen und besondere Geschichtsstunden für Schulkinder und Erwachsene, da sie das Thema „Malenkij Robot” eben ausgezeichnet kennt und es auch wirksam und lebensnah darzustellen vermag.
Sie ist an den Schulvereinstagen im In- und Ausland immer präsent, ihre Vorträge sind interessant und enthalten viele neue Informationen. Ihre Vereinsarbeit, und überhaupt ihre Art, ihren Umgang mit Menschen zeichnen Hilfsbereitschaft, Vielseitigkeit, Selbstlosigkeit und Einsatzbereitschaft aus.
Klára Mátra-Mester ist eine ständige Teilnehmerin der Historikerkonferenzen in Wudersch. Mit ihr hat der Regisseur Gábor László einen Dokumentarfilm gedreht, aus dem einige Ausschnitte auch im Film Wir Schwaben waren immer gute Ungarn gezeigt werden.
Seit der Gründung des Deutschen Schulvereins der Komitate Pesth und Naurad (2009) ist Klára Mátra-Mester stellvertretende Vorsitzende und Leiterin der Schulsektion. Bei den Rezitationswettbewerben für ungarndeutsche Nationalitätenschulen nimmt sie an der Arbeit der Jury regelmäßig teil, sowohl auf Komitats- als auch auf Landesebene.
All dies, dieses reichhaltige Leben, diese mannigfaltigen Aktivitäten im pädagogischen und kulturellen Bereich waren der Grund für den Beschluss des Bundes Ungarndeutscher Schulvereine, in diesem Jahr Klára Mátra-Mester den Dr. Karl-Vargha-Preis zu verleihen.
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Der Bund Ungarndeutscher Schulvereine verleiht 2024 Maria Arnold in Anerkennung ihrer hervorragenden Arbeit im Schulvereinsleben, ihrer langjährigen und unermüdlichen Tätigkeit in den Bereichen Unterricht und Ortskunde sowie Sammlung, Pflege und Weitergabe des ungarndeutschen Kulturerbes den Dr.-Karl-Vargha-Preis.
Maria Arnold, geboren am 27. März 1956 in Herend, ist von ungarndeutscher Abstammung. Nach dem Abitur am Kállai-Gymnasium in Wesprim begann sie ihr Studium an der Pädagogischen Hochschule in Fünfkirchen, wo sie 1979 ihr Diplom als Lehrerin für deutsche Sprache und Geografie erworben hatte. 1998 absolvierte sie auch das Zusatzstudium Deutsche Sprache und Literatur an der Universität Wesprim.
Schon als angehende Lehrerin engagierte sich Maria Arnold für die ungarndeutsche Kultur, sie sang im Nationalitätenchor, moderierte die Programme von ungarndeutschen Tanzgruppen, rief in Boglar, wo sie drei Jahre lang als Lehrerin tätig war, eine Tanzgruppe ins Leben, und unterrichtete nach ihrer Rückkehr nach Herend in der Grundschule. Kurze Zeit war sie auch Mitglied des Bildungsausschusses der Landesselbstverwaltung der Ungarndeutschen. An ihrer Schule in Herend gründete sie eine deutschsprachige Theatergruppe, und sie erweckte 1983 die Tradition des vorweihnachtlichen Christkindlspiels neu zum Leben. An der Schule gelang es ihr, Schulpartnerschaften aufzubauen und sie begann mit der Organisierung eines Nationalitätentages an der Bildungseinrichtung, der seither bis heute jährlich veranstaltet wird.
1992 gründete sie den Deutschen Nationalitäten-Kulturverein Herend, dem sie auch vorgestanden war. Auch Maria Arnold war es, die in ihrer Heimatgemeinde den Deutschen Nationalitäten-Singkreis ins Leben gerufen hatte. 1996, 1998 und 1999 sammelte sie Archiv-Fotogafien, die sie kopieren und vergrößern ließ und aus denen sie mehrere Ausstellungen veranstaltet hatte. Unermüdlich trachtete sie danach, das Wertvolle, das Gemeinschaftsfördernde, was vergangene Generationen geschaffen und unsere moderne Zeit als wertlos angesehen, weggeworfen hatte, zusammenzutragen, und auf deren wahren Wert hinzuweisen.
Zwei Jahre lang war Maria Arnold Sachberaterin des Pädagogischen Instituts im Komitat Wesprim, diese Tätigkeit brachte für sie viel Erfahrung ein. 2009 wurde Frau Arnold dann zur Vorsitzenden des Komitats-Schulvereins Wesprim gewählt. Als solche organisierte sie in ihrer Amtszeit jahrelang zahlreiche Ausflüge, Weiterbildungen und kulturelle Programme für Kollegen und Schüler der Nationalitätenschulen im Komitat.
In einem leider schon seit Längerem vergriffenen Heftchen trug Maria Arnold u. a. zusammen, was für die Säuglings- und Kleinkind-Aussteuer eine ungarndeutsche Frau vor der Heirat selbst weben, spinnen, nähen oder sonst zu besorgen hatte. Sie schrieb kurze Beiträge zum religiösen Brauchtum und veröffentlichte diese in der Neuen Zeitung. All das zeigt in ihrem Kern: zu verschwinden drohendes Wissen für die Nachwelt aufbewahren. Ebenfalls diesem Maria Arnold eigenen – jedoch mit Sicherheit nicht bewussten – „Missionsgedanken“ ist die 2019 erfolgte Herausgabe eines zweisprachigen Buchs mit dem Titel Essgewohnheiten und Speisen aus Herend zuzuschreiben. Einzelne Beiträge daraus waren in mehreren Folgen in der Neuen Zeitung zu lesen. An einem weiteren Buch arbeitet sie gerade, das die alten Advents- und Weihnachtsbräuche ihres Heimatdorfes vorstellen soll.
Maria Arnold ist darüber hinaus seit 1995 auch als Abgeordnete in der Herender Deutschen Nationalitätenselbstverwaltung tätig, wo sie und ihre Kolleginnen sich im Bereich der Heimat- und Brauchtumspflege, bei der Unterstützung der örtlichen Schule und des Kindergartens sowie bei der Veranstaltung ungarndeutscher Programme sehr engagiert einbringen. In letzter Zeit zeugen zwei neulich renovierte Herender Straßenkreuze von ihrer erfolgreichen Tätigkeit. Ihr wichtigstes laufendes Projekt ist ein vor Kurzem angekauftes altes Haus in ihrem Dorf, das zu einem Heimatmuseum und Gemeinschaftsgebäude um- und aufgebaut werden soll. Und überhaupt: geht es um Herend, ist sie „die“ Ansprechperson.
Dank ihres Wissens, ihrer Einsatzfreude und Hilfsbereitschaft bzw. ihrer positiven Art ist Maria Arnold über ihre Heimatgemeinde hinaus in der Gemeinschaft in ihrem Komitat Wesprim eine höchst angesehene Person und eine erfahrene, kompetente Lehrerkollegin, kurz: ein Mensch mit Wissen, Erfahrung und Herz, an die man sich sowohl in privaten als auch in fachlichen Angelegenheiten gerne wendet.
Aus diesem Grund wird vom Bund Ungarndeutscher Schulvereine der Dr-Karl-Vargha-Preis 2024 an Maria Arnold verliehen.